Von Vielen missinterpretiert oder verunglimpft, erfreut sich das Fütterungsprinzip „B.A.R.F. – Barf“ immer größerer Beliebtheit in der heutigen Zeit. Was genau es ist weiß wohl niemand, ob es der Versuch ist wieder einen Teil der Natur zurückzuerlangen oder einfach nur wissen will was man da alles in den Hund stopft, wenn jeden Tag mehr Menschen ihre Tiere auf natürlicherem Wege ernähren wollen, muss doch etwas dran sein oder?
Der Begriff und das erste Prinzip wurde vom australischen Tierarzt Dr. Ian Billinghurst in seinem Buch „Give your dog a bone“ verbreitet. Heute finden sich schon zahlreiche Publikationen zu diesem Thema, aber was genau ist dieses ominöse „Barfen“ denn nun?
Prinzipiell geht man davon aus, dass der Haushund, egal welcher Rasse, vom Wolf abstammt und somit auch seinen Verdauungstrakt geerbt hat. Dieser Verdauungstrakt ist recht kurz, der Magen äußerst dehnbar und die Magensäure sehr aggressiv, der perfekte Apparat um mit allen möglichen Bakterien, Knorpeln und bis hin zu Knochen fertig zu werden. Selbst angegangenes Fleisch kann einem gesunden Hundedarm nichts anhaben.
Barfen heißt also an die Wurzeln der ursprünglichen Fütterung zurückzukehren, und die Beute eines Wolfes nachzustellen. Diese Beute besteht nun aber aus frischem Fleisch, Blut, Knochen und den gelegentlichen Kräutern, Beeren und Blättern, die ein wildlebender Wolf im Laufe seines Lebens zu sich nimmt. Den freilebenden Wölfen serviert so nebenbei bemerkt auch niemand ihr Steak medium mit Reis und fein gedünstetem Gemüse. Sie werden erstaunlich alt, sind vital, selten dreckig und scheinen bedeutend weniger an Darmparasiten zu leiden als der geläufige Tierarzt von unseren domestizierten Fellnasen überzeugt zu sein scheint.
Die Jahrtausende der Domestikation bedeuten aber auch für unsere Hunde, dass sie seit Jahrhunderten mit dem gefüttert worden sind was vom Menschen so abgefallen ist, wieweit das nun den Magen-Darm-Trakt der Tiere angepasst ist. Hier gehen die Expertenmeinungen das erste Mal verschiedene Wege.
Also kommen wir zu den „goldenen Barf-Regeln“ die im Ernährungsleitfaden: „ B.A.R.F.- Artgerechte Rohernährung für Hunde“ von S.L. Schäfer und B.R. Messika erschienen im Kynos Verlag, vorgeschlagen werden:
1. Roh, roh und nochmals roh!
Sowohl Fleisch, als auch das meiste Gemüse, Obst und Knochen werden weder erwärmt, gekocht, gebraten, in der Mikrowelle erhitzt oder sonst was – roh und frisch füttern, damit auch die Vitamine und wichtigen Nährstoffe, die bei höheren Temperaturen denaturieren würden, erhalten bleiben.Gekochte Knochen können gefährlich werden, da die Kalziumstrukturen durch das Kochen die Substanz verändern und fast unverdaulich und splitternd werden – also roh, roh, roh und nochmals roh! Je jünger das Schlachttier, desto weicher und leichter verdaulich die Knochen.
2. Mahlzeiten trennen
Hier gibt es sicherlich wieder viele geteilte Meinungen, doch hat es sich erfahrungsgemäß bei vielen Hunden als das Beste herausgestellt, wenn man die unterschiedliche Verdauungszeit der einzelnen Nahrungsmittel beachtet. Unsere Hunde bekommen Fleisch und Gemüse zusammenvermengt, allerdings Fleisch und Getreide getrennt. Gemüse und rohes Fleisch werden verhältnismäßig zügig verdaut, Getreide und Knochensubstanz brauchen etwas länger – daher die Trennung!3. Gemüse und Obst pürieren
Ganz wichtig: Da der Verdauungstrakt des Hundes mit Zellulose, also den Zellwänden von Obst und Gemüse, nichts anfangen kann, sollte man die Lebensmittel kleinstmöglich pürieren, am besten im Mixer oder mit dem Pürierstab. Die durchbrochene Zellulose wird nun für den Hundemagen verdaulich und mit einem Schuss Öl im Gemüse/Obstbrei können die guten (fettlöslichen) Vitamine aufgenommen und dem Organismus zur Verfügung gestellt werden. Je kleiner püriert, desto besser für unseren Vierbeiner verwertbar.
Sie werden schon nach kürzester Zeit merken: BARF ist eine artgerechte und gesunde Ernährung für den Hund – Erfolge in Aufzucht und Erhaltung geben dieser Fütterung Recht!
Diese Regeln sind durchaus bewährt und haben ihre Berechtigung, doch würde ich persönlich eine Regel als oberste einfügen: Jeder Hund/ Jede Katze ist als Individuum zu sehen und kann durchaus andere Ansprüche an sein Futter haben!
Das hängt nun ganz von dem Tier ab dass man frisch ernähren will! So kann für einen Krebspatienten die Zugabe von Getreide gegen eine Therapie arbeiten, wenn es bei einem sehr aktiven Hund unerlässlich erscheint eine Getreidequelle zu füttern.
Die Zusammensetzung nach den gängigen Leitfäden lautet nun:
– > Für Hunde: 2-3% des Körpergewichtes des Hundes als Rechengrundlage
Davon 70% Fleisch und rohe fleischige Knochen und 30% bestenfalls frisches Obst und Gemüse.
– > Bei Katzen: 2-3% des Körpergewichtes der Katze als Rechengrundlage
Davon 90% Fleisch und 10% Obst und Gemüse
Wieder muss ich hier betonen dass wirklich jedes Tier, ja sogar die Rasse, andere Ansprüche hat, die Leitfäden also nur als ein Anhaltspunkt genommen werden können, die Mengen müssen entsprechend angepasst werden.
Weiters darf man die Futterzusätze nicht vergessen. Viele scheinen der Meinung dass Fleisch, Knochen, Obst und Gemüse voll ausreichend sind, doch finde ich dass Kräuter, vor allem nach einer Erkrankung, als Kuren zum Aufbau oder einfach als Ergänzung eine sehr wichtige Rolle in der Ernährung unseres Heimtieres spielen. Schon alleine weil unsere Tiere durch den anhaltenden Stress und der in der Vergangenheit abnehmenden Fleischqualität leicht Mängel erleiden, außerdem ist bis heute noch in keinster Weise die Nahrungsaufnahme von Wildtieren bis ins letzte Detail erforscht ist. Zwar muss man sagen, dass Wölfe sicherlich nicht 100% ausgewogen leben, jedoch versucht der Mensch es doch immer besser als die Natur zu schaffen.
Viele machen sich um die Bedarfswerte ihrer Tiere keine Sorgen, so kann es denke ich auch nicht gehen. Hie und da ein Ei, ein paar Hafer- und Bierhefeflocken, Kräutermischungen und Milchprodukte sollten bei einem frisch gefütterten Karnivoren genauso auf dem Speisezettel stehen wie der gelegentliche Knochen.
Ist B.A.R.F. nun die ideale Universallösung und die Rettung für alle Heimtiere?
Nun, BARF. hat so viele Gesichter wie Menschen die bereit sind täglich ca. 10-20 Minuten anstelle von einem Griff in die Futterbox zu investieren. Nachdem es so viele Zugänge, Methoden, Bezugsquellen und wie schon so häufig erwähnt die Tiere selbst gibt, kann man nicht von „dem Barfen“ sprechen, viel mehr sollte der Buchtitel: „Natural Dog Food- Rohfütterung für Hunde. Ein praktischer Leitfaden“ von Susanne Reinerth den roten Faden vorgeben, und nach einem entsprechenden Einlesen und Beschäftigen mit dem Thema, oder mit einem Besuch bei einem Tierazt oder Futterberater des Vertrauens, sein Tier einschätzen, umstellen und nach betreuen lassen.
Es füttert auch nicht jeder nur roh, einige Kochen ihren Tieren täglich, das kann durchaus unter Frischfütterung fallen und hat eine andere Verdaulichkeit, jedoch erinnern wir uns, jeder ist anders und das ist auch gut so.
Fazit:
Barf ist nicht gleich Barf und auch nicht gleich ausgewogen ernährt, genaue Beobachtung seines eigenen Tieres ist hier unerlässlich bis ein passender Futterplan erstellt wurde, man darf auch nie vergessen dass sich Tiere weiterentwickeln, älter werden oder auch weniger oder mehr Bewegung erhalten, das alles sind Gründe den Futterplan wieder anzupassen. Wer sich allerdings nach dem besten für sein Tier umsieht, ist mit einem individuellen Plan sicherlich am Besten beraten, denn es kann noch so viele Fertigfuttersorten geben, genau auf das eigene Tier zugeschnitten und da auch noch ohne mit Konservierungs- und Lockstoffen versetztes frisches Futter, gibt es nur aus der eigenen Küche, mit Pürierstab, Messer und Waage selbst zubereitetem Futter!
Was ist eure Meinung dazu? Habt Ihr auch schon Erfahrungen sammeln können oder barft Ihr schon länger?
# Dieser Artikel wurden von Andrea Antes aus Graz verfasst. Hier mit einem Foto von Ihrem Hund